Traumwald bald im Hauptbahnhof

Hunderte von Kindern im Kanton Zürich bringen zurzeit ihren Traumwald aufs Papier. So auch die 17 Kinder aus der 3. Primarschulklasse von Buch am Irchel. Nachdem sie im Wald erlebten wie die Forstleute arbeiten, liessen sie im Schulzimmer ihrer Fantasie freien Lauf. Zwei ihrer Bilder werden dann im Herbst im Hauptbahnhof in Zürich aufgehängt werden, dies anlässlich der Jubiläumsveranstaltung des Verbands Zürcher Forstpersonal.

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Die neun jährige Michelle Gretener aus Buch am Irchel ist entzückt. Vor ihren Augen schleift der muskulöse, grosse Kaltblüter namens Jo mit seiner puren Muskelkraft die gefällten Holzstämme durch den Wald. Sein Führer Branco Hug steuert das 750 Kilogramm schwere Tier nur mit seiner Stimme und Befehlen über den Zügel. Ein Arbeitsbild aus der Vergangenheit des Forstes. Michelle und ihre 16 Klassenkolleginnen und Kollegen besuchten am letzten Freitag - warm gekleidet – den Wald und erfuhren, wie früher und heute der Wald gepflegt, gehegt, bewirtschaftet wurde und wird. Der Förster des Reviers Irchel, Hans Beereuter, hat das Einstiegsbilds mit „Jo" bewusst gewählt. Er möchte der Jungmannschaft demonstrieren wie sich die Arbeit der Forstleute in den letzten Jahren gewandelt hat. Dazu hat er unter anderem den dienstältesten Forstwart des Kantons Zürich eingeladen. Louis Trachsel arbeitet seit 49 Jahren im Forst und wird im kommenden Mai pensioniert. Gerne erzählt er den staunenden Kindern, wie vor ein paar Jahrzehnten die Bäume noch mit dem Sägeblatt oder sogar mit dem Beil, gefällt wurden. „Ja die Arbeit im Forst hat sich durch die Mechanisierung stark verändert. Früher mussten wir viel mit unserer eigenen Muskelkraft bearbeiten", erklärt der heute 64-jährige Forstmann aus Teufen. Für ihn ist aber klar, trotz der Modernisierung braucht es nach wie vor die handwerkliche Fähigkeit und das Wissen der Forstleute.

klMalwettb13-253.jpg„Warum werden überhaupt Bäume gefällt?", fragt Hans Beereuter seine Gäste. „Damit es nicht so viele Bäume gibt. Damit die kleinen Bäume Platz erhalten" lauten zwei der Antworten. Solch kleine Bäumchen werden von der Gruppe dann genauer betrachtet. Staunend wird von den neun Jahre alten Kindern der kleine Wuchs eines sechsjährigen Weisstännchen zur Kenntnis genommen. Neben dem Winzling liegt ein gefälltes Zeitmonument, eine 120 Jahre alt Rottanne. Ihre Jahresringe sind deutlich zu erkennen und die Kinder erfahren, dass die Breite der Jahresringe von der Wetterverhältnissen, Niederschlagsmengen und der Grösse der Baumkrone abhängt. Und wie wird ein Baum gefällt? Louis Trachsel zeigt an einer Rottanne, wie der Fällvorgang vorbereitet wird. Er erklärt, wie die Fallrichtung des Baumes gesteuert werden kann, was eine Fallkerbe ist. Und dann startet der Forstwart aus dem Revier, Beni Kistner, seine Motorsäge. Die Besuchergruppe begibt sich an einen sicheren Ort. Mit grossem, imposantem Getöse fällt der Baum zu Boden. Die Münder der Kinder bleiben für einen Moment offen, dann klatschen und lachen sie vor Begeisterung. Für Michelle ist das zweite Mal, dass sie sieht, wie ein Baum gefällt wird, es hat sie sehr beeindruckt und würde es gerne nochmals sehen.

klMalwettSchulz13-045.jpgMit etwas kalten Füssen und zufrieden über das Erlebte, marschiert die Kinder-Gruppe zurück ins Schulhaus. Dort malen die 17 Schülerinnen und Schüler am Nachmittag in Gruppen ihren Traumwald. In Michelles Wald wohnen vor allem viele Tiere. Nach dem heutigen Tag könnte sie sich gut vorstellen im Wald zu arbeiten, aber dann müsste ein Pferd das Holz mit ihr zusammen rücken. Ihr Kollegen Jan und Nicola kümmern sich vor allem um den Himmel mit weissen Wolken. Kinder von über 60 Klassen aus dem Kanton Zürich malen zurzeit solche Bilder ihrer „Traumwälder". Viele der Kunstwerke werden im September im Hauptbahnhof Zürich während einer Ausstellung zu sehen sein. Dann
feiert der Verband Zürcher Forstpersonal (VZF) sein 100-jähriges Bestehen und bringt zur Feier den Wald in den Hauptbahnhof von Zürich (Wald bewegt). Für den langjährigen Forstmann, Louis Trachsel, ist das Malen des Traumwaldes eine sinnvolle Auseinandersetzung mit dem Thema: „Ich finde es wichtig, dass die Kinder erfahren, dass der Wald aus mehr besteht, als nur grünen Blätter und braunen Baumstämme."

Brigitt Hunziker Kempf

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