GV Waldwirtschaftsverband Kanton Zug: Small is beautiful ...

Der Waldwirtschaftsverband Zug hielt seine 90. Generalversammlung am 23. März 2012 in der frisch renovierten «Ziegelhütte» in Baar ab. Die Ziegelhütte ist ein stattlicher Riegelbau, gebaut um das Jahr 1600. Das altehrwürdige Haus gehört der Korporation Baar, die nebenan auch ihren neuen Werkhof erstellt hat. Präsident Walter Andermatt präsentierte eingangs einen kurzen Abriss über die Geschichte des Hauses. Es wurde klar, dass die damals aufkommende und von der Obrigkeit geförderte Ziegelherstellung eine Industrie war, die sehr viel Holz verschlang.
Die Vermarktungsstelle des Waldwirtschaftsverbandes funktioniert sehr gut. 2011 wurden 39'000 von total 56'000 Kubikmeter, bzw. 70% des Zuger Holzes über den Verband vermarktet. 30'000 der vermarkteten Menge waren Nadelstammholz. Nur 2'700 Kubikmeter Holz wurden als Hackschnitzel vermarktet. Grösster Abnehmer ist mit 12'000 Kubikmeter die Firma Schilliger in Küssnacht. Zuger Säger verarbeiten noch gerademal 700 Kubikmeter Zuger Holz pro Jahr. Pro Arbeitstag verlassen durchschnittlich sieben Lastenzüge mit Holz den Zuger Wald, zwei davon fahren zur Firma Schilliger. Der Zuger Waldwirtschaftsverband würde es begrüssen, wenn die Firma Pfeifer in Domat-Ems Rundholz sägen würde. Die Rundholzpreise würden dadurch wieder anziehen. Der Verband hat im UNO Jahr des Waldes auch einen grossen Aufwand für Wald-PR betrieben. Der Erfolg der Aktionen wird vom Verband selbst als mässig eingeschätzt. Moniert wurde das klar mangelnde Interesse der Zuger Politik. Finanziell ist der Verband sehr gut aufgestellt. Bei achtmal weniger Waldfläche gehen gleichviele Mitgliederbeiträge ein wie im Kanton Zürich, nämlich rund 90'000 Franken. Das Eigenkapital der Verbandes beträgt 400'000 Franken. In dieser Situation konnte der Zuger Verband seinen Mitgliedern vorschlagen, den Mitgliederbeitrag einstweilen zu halbieren.
Kantonsförster Martin Winkler erläuterte die Neuorganisation des neuen Amtes für Wald und Wild, welches er jetzt als Co-Chef führt. Es wurden insgesamt keine Stellen abgebaut. Über die Motive für den Zusammenschluss der beiden Ämter wurde nicht informiert.
Die Waldpolitik 2020 ist eine komplexe Materie. Rolf Manser, Chef der Abteilung Wald des BAFU, zeigte den Zuger Waldeigentümern im Anschluss an die Versammlung auf, welche Leistungen der Schweizer Wald aus Bundessicht zukünftig zu erbringen hat. Zentrale Themen sind Nutzung des Holzpotentials, die stoffliche Laubholzverwertung, CO2-Haushalt, Waldentwicklung im Klimawandel, Biodiversität im Wald, Waldflächenentwicklung und Wald und Raumplanung. Beim Laubholz sieht Manser eine Chance darin, dass die Chemische Industrie dieses Holz als Rohstoffquelle nutzt. Die Abteilung Wald geht davon aus, dass die Massnahmen zur Umsetzung der Waldpolitik 2020 statt heute 94 Millionen Franken 150 Millionen Franken kosten werden. Bundesrätin Doris Leuthard hätte sich in einem ersten Gespräch nicht begeistert gezeigt, so Manser. Insgesamt sei das Parlament durch die Verschiebung hin zu politischen Mitte in Waldfragen moderater und sachlicher geworden.

Quelle: Waldwirtschaftsverband Zürich, F. Keller, 26. März 2012

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