Sägewerk Domat-Ems geht nach Deutschland

Überraschend kauft ein Deutscher die Bündner Sägerei. Die Maschinen werden abgebaut und über die Grenze gezügelt. Erdgas Zürich ist enttäuscht.

Für 20,05 Millionen Franken geht die bankrotte Grosssägerei im bündnerischen Domat-Ems nach Deutschland. Genau gesagt an die deutsche Klausner Holz Thüringen GmbH. Anfänglich waren noch zwei Bewerber aus Österreich im Rennen - der Wiener Holzindustrielle Schweighofer und die Tiroler Egger-Gruppe. Diese hatten ihre Angebote allerdings kurz vor der Versteigerung zurückgezogen.

Dass die schweizweit grösste Sägerei nach Deutschland geht, ist eine Überraschung, da die Klausner Holz Thüringen GmbH im Vorfeld nie als potenzieller Käufer genannt wurde. Klausner Holz Thüringen will die Anlagen in Domat-Ems innerhalb von sechs Monaten demontieren und nach Deutschland bringen. Das bedeutet das definitive Aus des Sägereistandorts Domat Ems.

Anlagen werden abgebaut

Ihr ursprünglich eingereichtes Angebot nicht erhöht hat die österreichische Egger-Gruppe. Der Holzverarbeitungskonzern hatte die Absicht, die Grosssägerei in Domat/Ems am gleichen Ort weiterzubetreiben. Geplant waren Investitionen in die Weiterveredelung von Schnittholz sowie in ein Pelletwerk. Als Co-Investor war Egger mit der Erdgas Zürich AG in Verhandlung. Diese kommt nun natürlich auch nicht zum Zug.

«Wenn die Tiroler Egger-Gruppe die Sägerei in Domat Ems gekauft hätte, dann hätten wir uns beteiligt und dort ein Pelletwerk gebaut. Mit dem Verkauf der Anlagen nach Deutschland sind diese Pläne natürlich jetzt hinfällig geworden», erklärt Peter Dietiker von Erdgas Zürich. Und weiter: «Klar sind wir enttäuscht. Wir wollten das Pellet-Business weiter ausbauen.» Noch ist nicht klar, wie Erdgas Zürich in dieser Sparte weiterfährt. «Wir haben noch keinen Ersatz für die geplante Anlage in Domat Ems. In der Schweiz gibt es gar nicht so viele Möglichkeiten dazu.»

Rime spricht von Fehlinvestitionen

Trotz intensiver Bemühungen sei es nicht möglich gewesen, ausreichende Zusicherungen für Rundholzlieferungen von ausserhalb Graubündens zu erhalten, teilte die Egger-Gruppe mit. Zusicherungen über 150'000 Kubikmeter Rundholz aus deutschschweizer Kantonen neben der gleichen Menge aus Graubünden wären die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Betrieb des Sägewerks gewesen.

Jean-Francois Rime, selber Sägerei-Unternehmer und Präsident des Verbands Holzindustrie Schweiz, zeigt sich wenig verwundert über die Entwicklung. «Es ist die logische Konsequenz von Fehlinvestitionen», so der Freiburger SVP-Nationalrat. In der von der Bündner Regierung und Egger geplanten Grösse hätte man Holz für den Export bearbeitet. «Und hier hat der tiefe Euro-Kurs sicher nicht geholfen.» Eine Art Todesstoss wegen der schlechten Währungssitution also für die Grosssägerei in Domat Ems. Rime selber ist nicht unglücklich, dass das Grosswerk in Domat Ems nicht wie geplant weiterbetrieben werden kann. Er hatte vorgerechnet, dass das Werk innerhalb von 10 Jahren mit 40 bis 50 Millionen Franken subventioniert worden wäre. «Eine krasse Wettbewerbsverzerrung», so der frühere Bundesratskandidat.

Baurechtsgrundstücke werden separat versteigert

Der neue Eigentümer ersteigerte sich die Sägereianlage in Domat Ems ohne Baurecht. Die zwei Baurechtsgrundstücke, das Areal der Grosssägerei, sollen laut Angaben der Konkursverwaltung an den Meistbietenden veräussert werden. Der Gläubigerausschuss und die Konkursverwaltung setzten den Steigerungstermin auf den 22. September fest.

Die bisherigen österreichischen Besitzer Mayr-Melnhof liessen die Grosssägerei Mitte Dezember letzten Jahres in den Konkurs gehen. Rund 130 Angestellte verloren ihre Arbeit. Der Grund für die Pleite war, dass das Bündner Parlament zuvor einen Kantonsbeitrag von 6,75 Millionen Franken an den Bau eines Pelletwerks für die teilweise Neuausrichtung des Betriebs verworfen hatte. Der Beitrag war Teil eines Rettungspakets, mit dem das Sägewerk wieder auf Kurs hätte gebracht werden sollen. > mehr

Quelle: Tagi Online, 27.6.2011

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